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Tumoren der Wirbelsäule

Bei bösartigen Prozessen oder bei einer nicht vollständigen Entfernung des Tumors ist in den meisten Fällen eine weitere Behandlung im Sinne einer Bestrahlung oder Chemotherapie erforderlich. Die entsprechenden Termine in den hierfür zuständigen Kliniken werden für Sie organisiert. Häufig bestehen zum Zeitpunkt der Operation bereits deutliche Störungen der Rückenmarksfunktionen, wie zum Beispiel Lähmungen oder Gefühlsstörungen. Deswegen wird postoperativ oft ein Aufenthalt in einer neurologischen Rehabilitationsklinik erforderlich.

PDF - Information für Patienten - Tumoren der Wirbelsäule
Liebe Patientin, lieber Patient,

unter spinalen Tumoren versteht man diejenigen Tumoren, die im Bereich des Wirbelkanals wachsen und die Funktionen des Rückenmarks beeinträchtigen. Unbehandelt führt ihr Wachstum zur bleibenden Schädigung des Rückenmarks und damit letztendlich zur Querschnittslähmung. Man unterscheidet bei der Lokalisation das Verhältnis des Tumors zum Rückenmark und die Stelle im Wirbelkanal, wo der Tumor wächst. Die Lokalisation wird in der Regel durch Angabe derjenigen Wirbel bezeichnet, in deren Höhe die Geschwulst gefunden wird. Über die Hälfte aller spinalen Tumoren findet sich im Bereich der Brustwirbelsäule, der Rest in etwa gleicher Verteilung im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule. In der Beziehung zwischen Rückenmark und Tumor stellt die harte Rückenmarkshaut eine wichtige Grenze dar.

Anhand dieser Grenzen werden die spinalen Tumoren wie folgt eingeteilt:

  • außerhalb der harten Rückenmarkshaut (extradural)
  • innerhalb der harten Rückenmarkshaut (intradural):
  • außerhalb des Rückenmarks (extramedullär)
  • innerhalb des Rückenmarks (intramedullär)

Symptome

Als häufigstes Erstsymptom finden sich Schmerzen, insbesondere bei Tumoren, die außerhalb des Rückenmarks wachsen. An zweiter Stelle sind Störungen der Bewegung zu nennen, deren Ausprägung in hohem Maß vom Sitz des Tumors abhängig ist. An dritter Stelle stehen Gefühlsstörungen, die manchmal durch ihre Grenze gegenüber den intakten Gefühlszonen die Lokalisation des Tumors erkennen lassen. Auch Störungen der Blasen- oder Mastdarmfunktion sind Symptome, die durch einen spinalen Tumor bedingt sein können. Oft hat das Tumorwachstum zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits zu einer zumindest teilweisen Querschnittslähmung geführt, so dass rascher Handlungsbedarf besteht.

Diagnostik

Neben der körperlichen Untersuchung, durch die unter Umständen schon eine recht exakte Lokalisation des Tumors möglich sein kann, müssen Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule angefertigt werden. Das Verhältnis des Tumors zum Rückenmark spielt bei der Auswahl der Behandlungsmöglichkeiten eine entscheidende Rolle. Zur Klärung dieser Frage muss eine Kernspintomographie der Wirbelsäule durchgeführt werden. Zur genauen Beurteilung der Rückenmarksfunktionen sind häufig zusätzlich elektrophysiologische Untersuchungen zur Messung des Stromflusses in den Muskel- und Nervenfasern erforderlich.

Behandlung

Abhängig vom allgemeinen Zustand, der Beschwerdeausprägung sowie den Ergebnissen der obengenannten Untersuchungen kann eine speziell auf den betroffenen Patienten ausgerichtete Behandlungsstrategie festgelegt werden. Im Wesentlichen kommen eine Operation oder eine Bestrahlung/Chemotherapie, beziehungsweise eine Kombination dieser Verfahren in Betracht.

Sollten die Risiken der Operation zu hoch, beziehungsweise eine chirurgische Entfernung der Raumforderung nicht möglich sein, ist eine Bestrahlung, eventuell kombiniert mit einer Chemotherapie, der erste Behandlungsschritt. In der Regel wird jedoch eine chirurgische Entfernung des Tumors angestrebt. Dies erfolgt in den meisten Fällen über einen Schnitt im Rücken an der Stelle, wo sich der Tumor befindet. Zusätzlich müssen hierbei Anteile der knöchernen Wirbelbögen entfernt werden.

Insbesondere bei innerhalb des Rückenmarks wachsenden oder sehr ausgedehnten Tumoren ist unter Umständen eine vollständige Entfernung (Resektion) nicht zu erreichen. Vorrangiges Ziel in diesen Fällen ist die Druckentlastung (Dekompression) des Rückenmarks. Sollte der Tumor durch eine Beteiligung der Wirbelkörper bereits eine Instabilität der Wirbelsäule verursacht haben, müssen gegebenenfalls stabilisierende Verfahren, eventuell in einem zweiten Eingriff, vorgenommen werden. Hierzu zählen das Einsetzen von Stütz- und Fixierungshilfen aus Titan (Fixateur), aber auch die Injektion spezieller Kunststoffe in den befallenen Wirbelkörper (Vertebroplastie).

Um die Gefahr einer bleibenden Nerven- oder Rückenmarksschädigung zu minimieren werden diese Operationen unter Zuhilfenahme eines Mikroskops in mikrochirurgischer Technik durchgeführt. Zusätzlich werden die Funktionen des Rückenmarks während der Operation kontinuierlich durch spezielle Messverfahren (Neuromonitoring) überwacht.

Über Art und Ausmaß des Eingriffes unter Berücksichtigung möglicher Risiken und Komplikationen werden Sie vor der Operation durch den behandelnden Arzt im Detail informiert.

Nachsorge

Der postoperative Verlauf ist stark von der Art des Tumors sowie vom Ausmaß der chirurgischen Entfernung abhängig. Sie werden am Tag nach der Operation durch den Operateur über den Verlauf des Eingriffs informiert. Im Rahmen dieses Gespräches werden Ihnen Einzelheiten hinsichtlich der Stabilität der Wirbelsäule, Ausmaß der Tumorentfernung und ob weitere Eingriffe erforderlich sind, erläutert. Bitte bedenken Sie, dass das endgültige Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung, welches entscheidenden Einfluss auf die weitere Behandlung hat, in der Regel erst nach etwa einer Woche vorliegt.