Bei bösartigen Prozessen oder bei einer nicht vollständigen Entfernung des Tumors ist in den meisten Fällen eine weitere Behandlung im Sinne einer Bestrahlung oder Chemotherapie erforderlich. Die entsprechenden Termine in den hierfür zuständigen Kliniken werden für Sie organisiert. Häufig bestehen zum Zeitpunkt der Operation bereits deutliche Störungen der Rückenmarksfunktionen, wie zum Beispiel Lähmungen oder Gefühlsstörungen. Deswegen wird postoperativ oft ein Aufenthalt in einer neurologischen Rehabilitationsklinik erforderlich.
Als häufigstes Erstsymptom finden sich Schmerzen, insbesondere bei Tumoren, die außerhalb des Rückenmarks wachsen. An zweiter Stelle sind Störungen der Bewegung zu nennen, deren Ausprägung in hohem Maß vom Sitz des Tumors abhängig ist. An dritter Stelle stehen Gefühlsstörungen, die manchmal durch ihre Grenze gegenüber den intakten Gefühlszonen die Lokalisation des Tumors erkennen lassen. Auch Störungen der Blasen- oder Mastdarmfunktion sind Symptome, die durch einen spinalen Tumor bedingt sein können. Oft hat das Tumorwachstum zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits zu einer zumindest teilweisen Querschnittslähmung geführt, so dass rascher Handlungsbedarf besteht.
Neben der körperlichen Untersuchung, durch die unter Umständen schon eine recht exakte Lokalisation des Tumors möglich sein kann, müssen Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule angefertigt werden. Das Verhältnis des Tumors zum Rückenmark spielt bei der Auswahl der Behandlungsmöglichkeiten eine entscheidende Rolle. Zur Klärung dieser Frage muss eine Kernspintomographie der Wirbelsäule durchgeführt werden. Zur genauen Beurteilung der Rückenmarksfunktionen sind häufig zusätzlich elektrophysiologische Untersuchungen zur Messung des Stromflusses in den Muskel- und Nervenfasern erforderlich.
Abhängig vom allgemeinen Zustand, der
Beschwerdeausprägung sowie den Ergebnissen
der obengenannten Untersuchungen kann eine
speziell auf den betroffenen Patienten ausgerichtete
Behandlungsstrategie festgelegt
werden. Im Wesentlichen kommen eine
Operation oder eine Bestrahlung/Chemotherapie,
beziehungsweise eine Kombination dieser
Verfahren in Betracht.
Sollten die Risiken der Operation zu hoch,
beziehungsweise eine chirurgische Entfernung
der Raumforderung nicht möglich sein, ist eine
Bestrahlung, eventuell kombiniert mit einer
Chemotherapie, der erste Behandlungsschritt.
In der Regel wird jedoch eine chirurgische Entfernung
des Tumors angestrebt. Dies erfolgt in
den meisten Fällen über einen Schnitt im
Rücken an der Stelle, wo sich der Tumor befindet.
Zusätzlich müssen hierbei Anteile der
knöchernen Wirbelbögen entfernt werden.
Insbesondere bei innerhalb des Rückenmarks
wachsenden oder sehr ausgedehnten Tumoren
ist unter Umständen eine vollständige Entfernung
(Resektion) nicht zu erreichen. Vorrangiges
Ziel in diesen Fällen ist die Druckentlastung
(Dekompression) des Rückenmarks. Sollte der
Tumor durch eine Beteiligung der Wirbelkörper
bereits eine Instabilität der Wirbelsäule verursacht
haben, müssen gegebenenfalls stabilisierende
Verfahren, eventuell in einem zweiten
Eingriff, vorgenommen werden. Hierzu zählen
das Einsetzen von Stütz- und Fixierungshilfen
aus Titan (Fixateur), aber auch die Injektion
spezieller Kunststoffe in den befallenen Wirbelkörper
(Vertebroplastie).
Um die Gefahr einer bleibenden Nerven- oder
Rückenmarksschädigung zu minimieren werden
diese Operationen unter Zuhilfenahme eines
Mikroskops in mikrochirurgischer Technik
durchgeführt. Zusätzlich werden die Funktionen
des Rückenmarks während der Operation
kontinuierlich durch spezielle Messverfahren
(Neuromonitoring) überwacht.
Über Art und Ausmaß des Eingriffes unter
Berücksichtigung möglicher Risiken und Komplikationen
werden Sie vor der Operation durch
den behandelnden Arzt im Detail informiert.
Der postoperative Verlauf ist stark von der Art des Tumors sowie vom Ausmaß der chirurgischen Entfernung abhängig. Sie werden am Tag nach der Operation durch den Operateur über den Verlauf des Eingriffs informiert. Im Rahmen dieses Gespräches werden Ihnen Einzelheiten hinsichtlich der Stabilität der Wirbelsäule, Ausmaß der Tumorentfernung und ob weitere Eingriffe erforderlich sind, erläutert. Bitte bedenken Sie, dass das endgültige Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung, welches entscheidenden Einfluss auf die weitere Behandlung hat, in der Regel erst nach etwa einer Woche vorliegt.