Forschung

Lebensqualität und Kognition bei Patienten mit Hormonstörungen aufgrund von Hypophysentumoren


Die Hypophyse ist die hormonelle Regelzentrale des Körpers. Hypophysenadenome können einerseits die Ausschüttung notwendiger Hormone behindern und schwere Hormondefizite verursachen. Andererseits können Adenome durch Ausschüttung hypophysärer Hormone zu einem Hormonüberschuss (auch Hormonexzess genannt) führen. Abhängig vom ausgeschütteten Hormon resultieren ganz unterschiedliche Krankheitsbilder wie z.B. die Akromegalie (vermehrte Ausschüttung von Wachstumshormon) oder der Morbus Cushing (vermehrte Ausschüttung von ACTH, wodurch ein Kortison-Überschuss verursacht wird). Sowohl ein hypophysärer Hormonmangel als auch ein Hormonexzess führen zur Beeinträchtigung der Lebensqualität und zum Teil auch zur Verschlechterung der geistigen Leistungsfähigkeit (kognitive Fähigkeiten). Die Arbeitsgruppe Hypophyse an unserer Klinik hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Lebensqualität und der Kognition bei Patienten mit Hypophysentumoren beschäftigt. Die Arbeitsgruppe hat u.a. einen mehrdimensionalen Fragebogen zur krankheitsspezifischen Lebensqualität bei Morbus Cushing entwickelt, der im Rahmen von Studien und Registern zum Einsatz kommt [1, 2, 3]. Es konnte bei unseren Patienten gezeigt werden, dass sich die Lebensqualität bereits in der frühen Phase nach der Hypophysen-Operation verbessert [4]. Entscheidend für den operativen Erfolg ist heute nicht nur die Entfernung der Raumforderung, sondern auch die Erlangung der bestmöglichen Lebensqualität für die Betroffenen. Durch Untersuchung der Lebensqualität im Krankheitsverlauf und der Ursachen einer Beeinträchtigung können Strategien und Konzepte entwickelt werden, um die Lebensqualität unserer Patienten zu verbessern [5].

Ausgewählte Literatur:

[1] Milian M, Teufel P, Honegger J, et al.: The development of the Tuebingen Cushing’s disease quality of life inventory (Tuebingen CD-25). Part I: construction and psychometric properties. Clin Endocrinol (Oxf) 2012; 76:851-860

[2] Milian M, Teufel P, Honegger J, et al.: The development of the Tuebingen Cushing’s disease quality of life inventory (Tuebingen CD-25). Part II: normative data from 1784 healthy people. Clin Endocrinol (Oxf) 2012; 76:861-867

[3] Milian M, Kreitschmann-Andermahr I, Siegel S, et al.: Validation of the Tuebingen CD-25 inventory as a measure of postoperative health-related quality of life in patients treated for Cushing’s disease. Neuroendocrinology 2015; 102(1-2):60-7

[4] Milian M, Honegger J, Gerlach C, et al.: Health-related quality of life and psychiatric symptoms improve effectively within a short time in patients surgically treated for pituitary tumors – a longitudinal study of 106 patients. Acta Neurochir (Wien) 2013; 155:1637-1645

[5] Siegel S, Milian M, Kleist B, et al.: Coping strategies have a strong impact on quality of life, depression, and embitterment in patients with Cushing’s disease. Pituitary 2016;19(6):590-600