Spezialgebiete

Behandlung

In der Behandlung hirneigener Tumoren kommen heutzutage häufig integrative (gemeinsame) Ansätze zur Anwendung. Diese beinhalten eine chirurgische Entfernung (Resektion), Teilentfernung oder Biopsie des Tumors gefolgt von Strahlentherapie (Radiotherapie) und/oder Chemotherapie. Das genaue Therapieregime richtet sich dabei nach der Operabilität (kann der Tumor komplett entfernt werden), der histologischen und molekularen Diagnose des Tumors und u.a. des Alters des Patienten. Das Ziel besteht darin, dem Patienten unter Erhalt oder Verbesserung der Lebensqualität ein möglichst langes Überleben mit der Erkrankung zu ermöglichen.

Operation

Am Beginn der Behandlung steht in aller Regel die chirurgische Entfernung, Teilentfernung oder Biopsie des Tumors. Das Ziel der Resektion beinhaltet die pathologische Diagnosesicherung des Tumors und stellt zudem den ersten Schritt in der Therapie dar. Wenn möglich sollte eine maximal radikale aber schonende Entfernung des Tumors angestrebt werden, da das Ausmaß der Resektion die Prognose (Überlebenszeit) u.A. mit bestimmt. Sollte der Tumor aufgrund der Lage nicht komplett entfernt werden können ohne dabei relevante neurologische Ausfälle in Kauf zu nehmen, erfolgt ggf. nur eine Teilresektion oder Biopsie des Tumors. Das Ausmaß der Resektion bei höhergradigen Tumoren hat dabei eine größeren Stellenwert/Einfluss auf das Überleben als bei niedriggradigeren Tumoren.

Um eine maximal mögliche Resektion des Tumors mit einem geringen Risiko für das Auftreten von neuen neurologischen Ausfällen zu gewährleisten, kommen eine sorgfältige präoperative Planung und modernste intraoperative Verfahren zur Anwendung. In Abhängigkeit vom zugrundeliegenden Tumor kommen präoperativ anatomische (z.B. Fibertracking) und funktionelle MRT-Sequenzen (CSI, Perfusion, PET), die transkranielle Magnetstimulation (TMS), elektrophysiologische Untersuchungen und neuropsychologische Testung bei uns routinemäßig zur Anwendung. Während der Operation steht uns für eine optimale Orientierung die Neuronavigation und der intraoperative Ultraschall, die Fluoreszenzchirurgie (5-ALA) für eine radikale Resektion höhergradiger Tumoren, die intraoperative Elektrophysiologie für eine „sichere“ Entfernung des Tumors im Bereich des sensomotorischen Kortex (muskuläre Kraft und Gefühl) und deren Bahnen, das intraoperative Kernspin (iMRT) zur intraoperativen Kontrolle des Resektionsausmaßes und die Wachoperation zur Schonung der Sprachunktionen zur Verfügung.

Postoperative Folgetherapie (Radio- und/oder Chemotherapie)

Nach Erhalt der Diagnose (3-5 Werktage nach Operation) wird der Fall in unserem interdisziplinären neuroonkologischen Tumorboard von den Fachexperten diskutiert. In Anlehnung an die aktuellen internationalen Guidelines empfehlen wir für jeden Patienten individuell die vielversprechendste Therapie. Alle Patienten werden entsprechend ihrer Erkrankung hinsichtlich eines möglichen klinischen Studieneinschlusses überprüft und bekommen falls eine entsprechende Studie für ihrer Erkrankung zur Verfügung steht die Möglichkeit daran teilzunehmen.

Für gewöhnlich beginnt die Folgetherapie heimatnah ca. 3-5 Wochen nach der Operation, oder bei einem Studieneinschluss am Universitätsklinikum Tübingen. Die Dauer der Therapie richtet sich dabei maßgeblich an der Erkrankung und kann wenige Wochen bis zu einem Jahr betragen. Unabhängig davon bleibt der Patient an unserer neuroonkologischen Ambulanz zur regelmäßigen Verlaufskontrolle angebunden.

Rezidivmanagement

Aufgrund der routinemäßigen international empfohlenen Kontrollintervalle von 3-12 Monaten in Abhängigkeit von der vorliegenden Tumorerkrankung kann ein Rezidiv (Wiederauftreten des Tumors) frühzeitig erkannt werden. Im Falle eines Rezidives wird der Fall des Patienten erneut in unserem interdisziplinären neuroonkologischen Tumorboard von den Fachexperten diskutiert. Individuell wird für jeden Patienten das bestmögliche Therapiekonzept festgelegt. Hierbei kann eine erneute Operation, Bestrahlung, Chemotherapie (z.B. Nitroseharnstoffe wie Lomustin oder Avastin) oder weitere Therapiekonzepte („Tumortherapiefelder“(TTF), gezielte Krebstherapie (targeted therapy) etc.) zur Anwendung kommen.