Spezialgebiete

Welche Diagnostik erfolgt bei Verdacht auf einen Hypophysentumor?


Die Diagnostik beruht auf drei Pfeilern:

  • Kernspintomographie
  • Hormondiagnostik
  • Augenuntersuchung

Kernspintomographie

Der Goldstandard für die bildgebende Diagnostik von Hypophysentumoren ist die Kernspintomographie. Die Kernspintomographie erlaubt eine präzise Darstellung der anatomischen Strukturen und der krankhaften Veränderungen wie zum Beispiel der Tumore.

Eine Computertomographie wird in manchen Fällen ergänzend durchgeführt, um die knöchernen Strukturen der Schädelbasis oder Tumorverkalkungen nachzuweisen.

Hormondiagnostik

Die Hormondiagnostik verfolgt 2 Ziele:

  • Nachweis eines hypophysären Hormonmangels.
  • Nachweis eines Hormonüberschusses durch ein hormonaktives Hypophysenadenom

Nachweis eines hypophysären Hormonmangels

Hormonmangel des Hypophysen-Vorderlappens: Bei Kompression der Hypophyse oder des Hypophysenstiels durch einen Hypophysentumor kann ein Mangel an Hypophysen-Vorderlappen (HVL)- Hormonen entstehen. Man spricht dann von einer HVL-Insuffizienz. Als Konsequenz tritt eine Unterfunktion der nachgeordneten Hormondrüsen auf. Folgende Unterfunktionen können beobachtet werden:

  • Hormonmangel der Nebennierenrinde
  • Schilddrüsen-Unterfunktion
  • Mangel an Sexualhormonen
  • Wachstumshormonmangel

Ein Hormonmangel wird durch Bestimmung der Hypophysenhormone sowie der Hormone jener Hormondrüsen, die durch die Hypophyse gesteuert werden, nachgewiesen. Für eine subtile Untersuchung der Hormonachsen werden auch Stimulationstests eingesetzt, die eine sehr verlässlicheBeurteilung der Funktionsfähigkeit einzelner Hormonachsen ermöglichen.

Bei Nachweis eines hypophysären Hormonmangels wird eine Hormonersatz-Therapie erforderlich.

Hormonmangel des Hypophysen-Hinterlappens: Ein Mangel an antidiuretischem Hormon (ADH) führt zum sogenannten Diabetes insipidus. Dabei kommt es zu vermehrtem Wasserlassen und vermehrter Urinmenge (bis zu 20 Litern täglich) und daraufhin zu starkem Durstgefühl und gesteigerter Trinkmenge. Die Diagnose wird gesichert durch Flüssigkeitsbilanzierung (Flüssigkeitseinfuhr und Ausfuhr), Bestimmung der Salze in Blut und Urin sowie Untersuchung des spezifischen Gewichtes des Urins. In unklaren Fällen wird ein sogenannter Durstversuch durchgeführt. Bei Nachweis eines Diabetes insipidus erfolgt eine Hormonersatztherapie mit ADH (=Vasopressin), welches in der Regel als Nasenspray appliziert wird, aber auch in Tablettenform verabreicht werden kann. Ein Diabetes insipidus kann u.a. bei Kraniopharyngiomen und bei der Hypophysitis beobachtet werden, ist dagegen bei Hypophysenadenomen sehr selten.

Nachweis eines Hormonüberschusses

Auch ein Hormonüberschuss wird durch Hormonuntersuchungen nachgewiesen. Ein Hormonüberschuss wird verursacht durch ein hormonaktives Hypophysenadenom, welches exzessiv Hormone ausschüttet.

Hormonüberschuss bei Akromegalie: Bei der Akromegalie zeigen sich erhöhte Blutspiegel von Wachstumshormon und IGF-1. Mit dem oralen Glucose-Toleranztest (OGTT) wird die Ausschüttung von Wachstumshormon noch genauer untersucht. Bei Vorliegen einer Akromegalie kommt es im OGTT nicht wie beim Gesunden zu einem ausreichenden Absinken des Wachstumshormon-Spiegels.

Hormonüberschuss bei Cushing-Syndrom: Beim Cushing-Syndrom ist eine sehr aufwändige hormonelle Diagnostik erforderlich. Es finden sich folgende pathologische Hormonergebnisse:

  • Beim Gesunden liegt eine Tagesrhythmik der Cortisolausschüttung vor. Die Cortisolspiegel sind morgens nach dem Aufstehen am höchsten und fallen im Tagesverlauf bis Mitternacht stark ab. Durch mehrfache Cortisolbestimmungen im Tagesverlauf kann beim Cushing-Syndrom eine aufgehobene Tagesrhythmik nachgewiesen werden.
  • Erhöhte Ausscheidung von freiem Cortisol im 24-Stunden Sammelurin.
  • Ein fehlendes Absinken des Cortisolspiegels im sogenannten niedrigdosierten Dexamethason-Hemmtest.
  • Ein erhöhter Mitternachts-Cortisolspiegel im Speichel.

Cushing-Syndrom ist der Obergriff für eine überschüssige Cortisol-Ausschüttung. Mit 70% die häufigste Ursache ist ein Hypophysenadenom. Das Cushing-Syndrom kann aber auch durch Tumore im Bereich der Nebennierenrinde oder durch andere Tumore verursacht werden. Weiterführende hormonelle Untersuchungen sind deswegen erforderlich, um eine Ursache im Bereich der Hypophyse zu belegen. Nur bei Vorliegen eines hypophysären Cushing-Syndroms aufgrund eines ACTH-sezernierenden Hypophysenadenoms spricht man von „Morbus Cushing“.

Hormonüberschuss bei Prolaktinomen: Die Hormondiagnostik bei Prolaktinomen ist verhältnismäßig einfach. In der Regel ist eine Bestimmung des Prolaktin-Spiegels im Blut ausreichend. Ein mehr als 10-fach erhöhter Prolaktin-Spiegel ist beweisend für das Vorliegen eines Prolaktinoms. Bei kleinen Prolaktinomen kann auch eine nur geringe Prolaktin-Erhöhung vorliegen. Es ist zu beachten, dass eine geringe Prolaktin-Erhöhung auch durch Stress-Situationen und durch Einnahme mancher Medikamente (vor allem Psychopharmaka) ohne Vorliegen eines Prolaktinoms entstehen kann.

Augenuntersuchung

Die Augendiagnostik umfasst die Bestimmung der Sehschärfe und die Gesichtsfeld-Untersuchung.Die Sehstörung bei Hypophysentumoren wird Chiasma-Syndrom genannt und wird durch Kompression der Sehnervenkreuzung verursacht. Beim Chiasma-Syndrom kommt es zu einer charakteristischen seitlichen Einengung des Blickfeldes an beiden Augen, als würde man Scheuklappen tragen. Man spricht deswegen auch vom „Scheuklappen-Phänomen“. Bei schwerer und langanhaltender Schädigung der Sehnervenkreuzung kommt es zu einem Verlust der Nervenfaserschicht im Auge. Der Augenarzt (=Ophthalmologe) kann den Nervenfaserverlust mit der optischen Kohärenz-Tomographie nachweisen. Am Augenhintergrund wird dann auch eine Abblassung der Papille (=Sehnervenscheibe) gefunden.