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Sekundärer Hydrozephalus

Bei dem sekundären oder erworbenen Hydrocephalus handelt es sich um ein Krankheitsbild, welches als Komplikation einer anderen zugrundeliegenden Erkrankung auftritt. Unabhängig von der Grunderkrankung treten die klinischen Beschwerden in Folge eines mehr oder weniger erhöhten Hirndruckes sowie einer Aufweitung der Hirnwasserkammern (Ventrikel) in Erscheinung.

Der sekundäre Hydrocephalus tritt infolge von Erkrankungen auf, die zu einer Störung der Hirnwasserzirkulation innerhalb, beim Ausfluß aus der 4. Hirnkammern oder ausserhalb der Hirnkammern führt, (Hydrocephalus occlusus) welches die weitaus häufigste Form des sekundären Hydrocephalus ist .

1. Ursachen für Zirkulationsstörungen des Hirnwassers in den Hirnwasserkammern (ventrikel):

  • Hirntumore und Zysten (z.B. Ependymome, Astrozytome, Medulloblastome)
  • Lokale Blutungen (z.B. Blutung ins Hirngewebe und in die Hirnwasserkammern)
  • Schädelhirntrauma

Der lokale Verschluss der Hirnwasserwege führt zu einem Aufstau des Hirnwassers vor dem Abflusshindernis mit Aufweitung der Kammern. Dies kann einerseits durch einen direkten Verschluss der Hirnwasserwege durch z.B. Hirntumoren oder Blutkoagel verursacht werden. Anderseits können auch nicht unmittelbar benachbarte Prozesse wie z.B. Hirnblutungen oder nach Trauma aufgetretene Schwellungen des Hirngewebes eine Verlagerung von Hirnstrukturen herbeiführen, die indirekt zur Kompression und Verschluss der Hirnwasserwege führen.

2. Ursachen für zirkulationsstörungen des hirnwassers ausserhalb der hirnwasserkammern (ventrikel):

  • Diffuse Blutungen (Blutung in den Subarachnoidalraum, SAB)
  • Meningitis (Entzündungen der Hirnhaut)
  • diffuse Tumoraussaht in den Subarachnoidalraum (Meningeosis carcinomatosa)

Blutungen aus Aneurysmen (krankhaft veränderte Gefäßaussackungen) verteilen sich im Subarachnoidalraum (Raum zwischen der Hirnhaut und dem Hirngewebe, in dem die Gefäße verlaufen), können ebenso wie Entzündungen des Hirngewebes /der Hirnhaut und diffuse Tumoraussaht zu einer Entzündungsreaktionen in den Subarachnoidalräumen führen. Die daraus folgende Verklebung behindert / unterbindet den normalen Hirnwasserkreislauf und die normale Hirnwasserdynamik in diesem sehr wichtigen Kompartiment und führt damit auch zu einem Hirnwasseraufstau.

Beschwerden beim sekundären Hydrocephalus:

Der Zeitpunkt des Auftretens sowie die Art der klinischen Symptome richten sich nach der Geschwindigkeit der Ansammlung des überschüssigen Hirnwassers. Veränderungen des Verhaltens und der Persönlichkeit wie z.B. Teilnahmslosigkeit, Desinteresse und Gleichgültigkeit aber auch Konzentrationsstörungen und Verwirrtheitszustände können die ersten Symptome darstellen. Kopfschmerzen sind ein häufiges aber unspezifisches Symptom des sekundären Hydrocephalus, da diese bei einer Vielzahl von Erkrankungen als Begleitsymptom auftreten können. Kopfschmerzen infolge eines erhöhten Hirndruckes treten aber häufig am frühen Morgen auf und sind nicht selten mit Übelkeit und Erbrechen vergesellschaftet. Mit Zunahme des Hydrocephalus können dann Störungen des Mittelhirns und des Hirnstammes auftreten, die über eine zunehmende Schläfrigkeit und Lethargie bis zum Bewusstseinsverlust und Tode führen können.

Therapie des sekundären Hydrocephalus

Die Therapie des sekundären Hydrocephalus beinhaltet sowohl eine Therapie der Grunderkrankung wie z.B. die Entfernung eines Tumors, einer Blutung oder die Behandlung einer Infektion als auch des Hirnwasseraufstaus. In der akuten Situation kann hierzu ein Schlauch in die Hirnwasserkammern von außen über eine Bohrloch in den Schädel eingebracht werden, über welches dann das überschüssige Hirnwasser nach außen abgeleitet werden kann. Sollte trotz Behandlung der Grunderkrankung eine Störung der Hirnwasserzirkulation weiterhin fortbestehen, erfolgt die Therapie je nach dem Ort der Obstruktion über eine endoskopsiche Ventrikulozisternostomie oder über einen sogenannten Shunt, ein Schlauch/Ventilsystem, das Hirnwasser von den Hirnwasserkammern unterhalb der Haut bis in den Bauchraum leitet (siehe Therapie).