Forschung

Facialis-Funktion und Rehabilitation

Die Mimik des Gesichtes stellt einen wesentlichen Bestandteil der Kommunikation mit unseren Mitmenschen dar. Für die Steuerung der mimischen Muskeln ist hierbei der Facialisnerv – der 7. Hirnnerv – zuständig. Somit kann es bei einer Schädigung des Nerven neben den klinischen Beschwerden auch zur verminderten Ausdrucksmöglichkeit kommen. Lähmungen des Nervus facialis können u.a. durch Tumoren des Nerven selbst, durch Tumoren, welche auf den Nerv drücken oder durch Folgen einer Operation verursacht werden.

Die Erholungszeit des Nerven ist abhängig von dem Ausmaß der Schädigung und bedarf z.T. Monate.

Ziel der Arbeitsgruppe ist in diesem Zusammenhang die Erholung durch die folgenden Therapie-Möglichkeiten zu unterstützen und untersuchen:


Elektromyographisches Biofeedback

Bei der Anwendung eines Biofeedbacks mittels der Elektromyographie (EMG) kann auch eine geringe Muskelaktivität, die keine Gesichtsbewegung erzeugt, über Oberflächenelektroden gemessen und dem Patienten z.B. über eine optische Darstellung rückgemeldet werden. Die bisherigen Studien zu diesem Thema waren jedoch entweder an die regelmäßige Vorstellung der Patienten in der Klinik geknüpft um die Therapie an in der Klinik zur Verfügung stehenden Geräten durchzuführen oder entzogen sich bei zu Hause eingesetzten EMG-Geräten aufgrund der Gerätekosten und der fehlenden Übernahme durch Krankenkassen der flächendeckenden Verbreitung. Die zunehmende Nutzung von sog. Physical-Computing-Plattformen (z.B. Arduino®) führt jedoch aktuell auch zu einem vermehrten Interesse und Einsatz dieser in der medizinischen Forschung. In Kombination mit einem EMG-Sensor kann hierdurch ein EMG-Biofeedback ermöglicht werden. Somit könnte das bisher einzelnen Patienten mit Gesichtslähmung vorbehaltene EMG-Biofeedback nun auch einer größeren Patientengruppe zur Verfügung gestellt und somit die Erholung des Gesichtsnervens beschleunigt und die Lebensqualität verbessert werden.

In unserer Arbeitsgruppe untersuchen wir, ob durch die Therapie mit einem auf diesem System basierenden EMG-Biofeedback-Gerät eine verbesserte Erholung des Gesichtsnervens gegenüber bisherigen Standardtherapien (d.h. Physio- und Logopädie) erreicht werden kann.

Trainings-App

Apps für das Smartphone oder den Computer werden längst auch im medizinischen Bereich eingesetzt. Dabei bieten sie einerseits die Möglichkeit den Patienten durch z.B. Trainingspläne, Ernährungsberatung und Erinnerungen für Kontrolluntersuchungen zu unterstützen und können andererseits auch dem behandelnden Arzt einen besseren Überblick über den Therapieverlauf seiner Patienten verschaffen. Es finden sich jedoch nur vereinzelte Apps, welche das Training der Gesichtsmuskulatur zum Ziel haben. Zudem sind diese überwiegend an gesunde Personen gerichtet, welche ein solches Training aus ästhetischen Gründen (z.B. Faltenreduktion) durchführen.

Ziel unserer Arbeitsgruppe ist daher, die Entwicklung einer App, welche sich speziell an Patienten mit Facialisparese richtet, welche durch eine neurochirurgische Erkrankung bzw. Operation entstanden ist. Hierbei untersuchen wir, ob durch die Kombination von u.a. strukturierten Therapieplänen, der Anleitung zu Übungen und regelmäßigen Fotodokumentationen, die Erholung des Nervus facialis verbessert werden kann.