Spezialgebiete

Anatomie und Pathologie


Periphere Nerven sind von einer bindegewebigen Hülle umgeben (dem sogenannten Epineurium) und setzen sich aus mehreren Nervenfaszikeln unterschiedlicher Größe zusammen. Diese Faszikel sind Bündel aus Nervenfasern und ebenfalls von einer eigenen Hüllschicht, dem Perineurium umgeben. Innerhalb dieser Faszikelstrukturen verlaufen also die einzelnen Nervenfasern.

Auch eine einzelne Nervenfaser setzt sich aus mehreren Teilen zusammen. Dem Zellkörper (Perikaryon), dem Nervenzellfortsatz (Axon) und der Hüllstruktur des Axons (Myelinscheide/Markscheide).

Im Zellkörper kommen Informationen anderer Nervenzellen an und es werden Impulse generiert, die dann über das Axon weitergeleitet werden. Eine wichtige Rolle für die Funktion der Weiterleitung spielt die fetthaltige Hülle des Axons, die ähnlich eines Isolierkabels wirkt, und aus sogenannten Schwann´schen Zellen gebildet wird. Je nach Bestimmungsort können die einzelnen Axone eine beträchtliche Länge erreichen (z.B. vom Rückenmark bis zum Fuß). Man unterscheidet qualitativ 3 unterschiedliche Nervenfaserarten: motorische, sensible und vegetative Nervenfasern. Normalerweise umfasst ein peripherer Nerv alle 3 Faserqualitäten, man spricht dann auch von einem gemischten Nerven.

Eine Besonderheit im Verlauf dieser peripheren Nerven findet sich auf dem Weg zur Versorgung der Arme und Beine. Hier bilden die Nervenwurzeln nach Verlassen des Rückenmarks größere Nervengeflechte, welche man als Plexus bezeichnet und aus denen die peripheren Nerven der Extremitäten hervorgehen. Das Armgeflecht wird als Plexus brachialis bezeichnet und verläuft im Bereich zwischen seitlicher Halsmuskulatur, Schlüsselbein und Achselhöhle. Das Beingeflecht (Plexus lumbalis) findet sich nahe der Lendenwirbelsäule und verläuft über das kleine Becken zum Bein. Nach Durchlaufen der Nervengeflechte teilen sich die Nerven dann in die „Endnerven“ (periphere Nerven, z.B. N. ischiadicus, N. medianus) auf, die einen charakteristischen anatomischen Verlauf besitzen und zu bestimmten Muskelgruppen und Hautarealen verlaufen.

Mechanismen der Nervenschädigung

Generell sind periphere Nerven gegenüber äußeren Verletzungen sehr widerstandsfähig. Dies wird durch die Hüllstrukturen ermöglicht. Auch unter normalen Bedingungen müssen Nerven hohe mechanische Belastungen aushalten. Die physiologische Belastbarkeit kann aber beispielsweise durch ein Trauma überschritten werden. Hierdurch kann es zu Verletzungen der Hüllstrukturen, oder sogar des Axons kommen. Die Verletzung der Axone führt dann zu einem charakteristischen Ausfall von motorischen Funktionen, Gefühlsstörungen in einem bestimmten Hautareal, sowie Schmerzen und Missempfindungen. Durch die Schädigung vegetativer Nerven kann es auch zu Veränderung der Durchblutung, Schweisssekretion, Hauttrophik und sogar Behaarung kommen.

Die Mechanismen und Veränderungen der Nerven auf derartige Verletzungen laufen relativ einheitlich nach einem bestimmten Heilungsmuster ab.

Ist die Kontinuität des Axons erhalten, geht im Bereich der Verletzung die Hüllstruktur der Axons unter und wird dann während der Heilungsphase wieder vom Körper aufgebaut. In dieser Phase kann es sein, dass trotz intaktem Axon eine Weiterleitung von Impulsen über die Schädigungsstelle nicht möglich ist und es für längere Zeit zu einem Funktionsverlust kommt (Leitungsblock).

Kommt es bei einem Trauma zu einer kompletten Durchtrennung des Nerven, so führt dies zu einem Absterben des vom Nerven abgetrennten Axons. Man nennt diesen Prozess Waller´sche Degeneration, hierbei wird auch die Hüllstruktur abgebaut.

Sind die Zellkörper erhalten beginnt aber gleichzeitig mit dem Zerfall des abgetrennten Nervenanteils ein Regenerationsprozess aller Nervenfaseranteile, die noch Kontakt zu ihrem Zellkörper haben. Es kommt zum Aussprossen neuer Nervenfasern (Axone). Finden diese den korrekten Anschluss an entsprechende Hüllstrukturen „hinter der Durchtrennung“, zum Beispiel nach einer chirurgischen Nervenadaptation, können sie in den verletzten Nerven einwachsen und nach einiger Zeit ihr Erfolgsorgan wieder erreichen. Damit kann die Kontinuität und die Funktion des Nerven wieder hergestellt werden.

Besteht keine Verbindung zwischen den durchtrennten Nervenenden, führen die Regenerationsvorgänge zum Aussprossen der Axone ins Leere und es bilden sich eine Art Knolle aus Nervenfasern, sogenannte Neurome. Eine Funktionswiederherstellung ist dann nicht möglich und die Neurome können je nach Lokalisation als sehr schmerzhafte Knoten symptomatisch werden.

Typische Möglichkeiten einen peripheren Nerven zu schädigen, umfassen Druckschädigung, thermische Schädigungen, direkte Durchtrennung, Zug- und Dehnungsschäden, aber auch Zerreißungen, Torsionsverletzungen oder Verletzungen durch Punktionen sind möglich.